Liebe Maria,
ein sehr schöner Artikel über den Umgang mit Verzeihen und Vergeben, den du da rein gestellt hast – ganz herzlichen Dank!
Da finde ich mich größtenteils wieder…
Es gibt ja viele Ebenen, worauf sich Verzeihen oder Vergeben beziehen kann…und jeder bezieht sich dabei evtl. auf eine andere.
Deswegen auch irgendwann der Gedanke, wir reden hier möglicherweise aneinander vorbei.
Für mich geht es in erster Linie um den Aspekt, des selber wieder in den innerlichen Frieden Kommmens, denn nur so bin ich wirklich frei für´s Leben, für eine Entwicklung, für eine Zukunft.
Eine Kränkung, die wir immer mit uns herumtragen, wird uns mit der Zeit auch körperlich krank machen (da sind wir wieder bei Saat und Ernte).
Insofern ist es aus meiner Sicht eine Art Selbstschutz und auch Selbst-Liebe, welche wir da im Verzeihen praktiziern – und wie in dem Artikel auch gut herausgearbeitet wurde – Verzeihen heißt nicht unbedingt Vergeben, das sind zwei verschiedene Dinge.
Ältere Menschen tun sich da oft leichter damit, da sie bereits genug Erfahrungen diesbezüglich gesammelt haben, dass sie um obige Zusammenhänge wissen.
Wie ich jedoch schon anfangs mal angedeutet hatte – für mich ist es grundsätzlich erstrebenswert, erst gar nicht mehr zu (ver-)urteilen, denn dann erspare ich mir den ganzen aufwendigen und oft schmerzhaften Prozess des Verzeihens.
D.h. nicht, dass ich alles einfach so hinnehme, was Menschen in Bezug auf mich ablassen oder tun, es bedeutet “nur”, dass ich generell bestrebt bin, sie nicht dafür zu verurteilen.
So denke ich mir immer öfter, mensch, wäre ich in dessen Lage, hätte ich dessen Vorgeschichte (welche ich ja oft gar nicht kenne), würde ich dann möglicherweise genauso handeln?
Eines habe ich jedenfalls festgestellt – wenn ich es schaffe, den Anderen nicht zu verurteilen, dann bin ich dadurch so klar im Geiste, dass ich in der Situation selbst eine wirklich passende Antwort auf seine Worte oder sein Handeln finden kann – passend in dem Sinne, dass ich sie/ihn nicht angreife noch abwerte, dass ich die Situation für sich stehen lassen kann (denn sie hat sich ja bereits ereignet).
Und somit kann dann normalerweise bereits in der Situation selber eine gemeinsame Lösung gefunden werden, was jedem der Beteiligten viel Arbeit und Unfrieden erspart.
Das Selbst-Verzeihen/-Vergeben ist natürlich ebenso ein sehr wichtiger Aspekt, den wir oft erst erlernen müssen – und gelingt uns dies, tun wir uns bei anderen auch wiederum viel leichter.
Es geht ja hierbei auch immer um einen Lernprozess, so meine ich, und dieses Sprichwort, “Was mich stört, zu mir gehört”, bringt mich mittlerweile ziemlich schnell darauf, erst mal bei/in mir selber nachzusehen, bevor ich auf den Anderen losgehe, nachzuspüren, wo ich vielleicht ähnlich handele, ohne dass es mir bisher aufgefallen wäre…der Andere spiegelt mir dies nur wider.
Und so “müssen” manche Dinge wohl einfach geschehen, damit wir wieder weiter in uns wachsen können, immer mehr in Richtung Liebesfähigkeit, zu allem und jedem – und dann sind wir irgendwann sogar beim Jesus Wort: “Liebet eure Feinde!”
Wer seine Feinde lieben kann, der hat in meinen Augen keine mehr, der befreit sich selber und lässt sich nicht von außen bestimmen, von Worten oder Handlungen anderer…und dies nenne ich innerliche Freiheit.
Lichte Grüße
Stefan