Es ist nicht schwer, einen Birnbaum von einem Apfelbaum zu unterscheiden, einen Holztisch von einem Glastisch, einen Anfänger am Klavier von einem Virtuosen. Im Bereich der Spiritualität, mit allem was darunter verstanden wird, scheint die Unterscheidungsaufgabe wesentlich schwieriger.

Woran liegt das?

Was macht eigentlich den hervorragenden Pianisten zum Künstler, der Konzertsäle füllt? In der Regel geht seiner Kunstfertigkeit ein jahre- und jahrzehntelanges Üben, Lernen und Vertiefen bis zur Meisterschaft voraus. Ebenso sieht es beim Handwerkermeister aus, der, wie das Sprichwort sagt, auch nicht vom Himmel gefallen ist. Unsere Zeit spiegelt uns im Esoterikbereich wider, dass es anscheinend mühelos ist, erleuchtet zu sein, geistig zu heilen, im Hier und Jetzt in absoluter göttlicher Vollkommenheit zu weilen. Fast scheint derjenige unter mangelnder Schlauheit zu leiden, der um Erkenntnis ringt, sich Fragen stellt, mit seinen Unzulänglichkeiten kämpft, charakterlich wachsen will und an den Nöten seiner Zeit und seiner Mitmenschen Anteil nimmt.

Und wieder stellen sich grundlegende Fragen: Was ist Spiritualität? Wie zeigt sie sich in der Person und im Werk eines Menschen? Wie strahlt sie auf andere aus? Ist der Mensch göttlich und trägt er naturgegeben Spiritualität in sich? Oder muss er an seiner spirituellen Entwicklung arbeiten, muss er lernen?

Hier einige Betrachtungen und Übungen zum Thema der Unterscheidungsbildung, die ihr gerne kommentieren und ergänzen könnt.