#6202
Stefan
Teilnehmer

    Liebe Maria,

    nun finde ich endlich Zeit, dir auf deine ausführliche Mail zu antworten – und nochmals ganz herzlichen Dank für deine Mühe!

    Also, wie ich dir bereits geschrieben hatte, hat mir an diesem Film besonders gefallen, dass diese “Opfer-Deutung” bzgl. Jesus mal etwas aufgebrochen wurde.
    Dass ein Gott Seinen Sohn opfern muss, um die “böse” Menschheit von ihren Sünden zu befreien, hat mir noch nie eingeleuchtet.
    Schon eher, dass ES einen Boten sendet, der die Menschheit aufrüttelt und zur inneren Umkehr anhält – und nicht um Gottes Willen, sondern um deren selbst Willen.
    Meine eigene langjährige Lebenserfahrung lehrt mich, dass, wenn wir die Gebote des Lebens einhalten, wir gesegnet sind und nicht in die Irre gehen können.
    Wie es so schön heißt:

    “Kümmert euch zu allererst um das Reich Gottes inwendig in euch, dann wird euch alles andere wie von selbst zufallen.”

    Genau das erlebe ich seit vielen, vielen Jahren – und dies hat mein Vertrauen in die Kraft des Lebens immer mehr anwachsen lassen.

    Der Film ist offenbar im Auftrag der Gabriele-Sophia-Stiftung entstanden:

    https://www.gabriele-stiftung.org/

    Wie gesagt, mir ist dies nicht so wichtig, da ich die Impulse einfach wirken lasse, egal, woher sie stammen…und “das Wahre” geht dann in Resonanz mit meinem Innersten.
    Wenn jemand noch nicht so bewusst ist und in sich das Wahre nicht vom Falschen unterscheiden kann, wird es immer schwer sein, das Rechte aus der Flut der Informationen herauszufischen – dies kann man jedoch erlernen.
    Denn, ich finde, egal von wem etwas ist, es besteht niemals die Gewissheit, dass es rechtens, d.h. im Einklang des Lebens ist.
    Menschen sind nicht homogen…
    Im Allgemeinen ist es jedoch sicherlich hilfreich, zu wissen, aus welcher Quelle etwas stammt.

    Bzgl. der Haltung der Kirchen gegenüber anderen religiösen Strömungen, bin ich ganz deiner Meinung – ein Armutszeugnis, wenn ich Andersgläubige verfolgen und brandmarken muss.
    Jemand, der fest in seinem Glauben steht, hat diese Geisteshaltung nicht nötig – und wie war das nochmal mit Toleranz, Akzeptanz und Achtung..??
    Wenn eine Gemeinschaft seine eigenen Werte verrät, kann ich ihr nicht nachfolgen.

    Mit Rudolf Steiner habe ich mich bisher nur wenig vertraut gemacht, jedoch hat es mich zu seiner Lehre bisher auch noch nicht so hingezogen.
    Von Heinz Grill habe ich das Buch, “Ernährung und die gebende Kraft des Menschen”, was mir von der Geisteshaltung her sehr entspricht.
    Meine geistigen Lehrer neben Jesus waren bisher u.a. Marc Aurel, H. Hesse, Paulo Coelho, Lao Tse, Osho, Paul Ferrini und Krishnamurti.
    Im Kern erkenne ich darin eine große, wenn auch einfache Wahrheit:

    “Alles ist eins, nichts existiert unabhängig von einander, sobald wir trennen, trennen wir uns vom Leben ab…”

    Sri Aurobindo kenne ich leider nicht, jedoch stimme ich dem zu, dass die Menschheit wohl noch immer nicht reif ist für die Wahrheit.
    Doch gibt es auch immer mehr Zeichen der Hoffnung, die wir nicht übersehen sollten, oft im Kleinen und Verborgenen.
    Die kritische Masse ist oft gar nicht so groß…

    Den Film von Pasolini habe ich gestern zu Ende gesehen.
    Es ist ein ganz besondere Film, finde ich, jedoch auch nicht gerade leicht.
    Die eine Passage, in der Jesus dicht gedrängt seine Sprüche ausspricht, finde ich schon fast beängstigend, ja bedrängend.
    Warum dies so gestaltet worden ist, kann ich nicht nachvollziehen, da bräuchte jede Wahrheit für mein Empfinden viel mehr Raum, um auch entsprechend wirken zu können.
    Wenn ich diese Sprüche in der Schrift lese, kann ich selber das Tempo bestimmen, dies behagt mir mehr.
    So hatte ich es jahrelang mit dem Tao gehalten – ich hatte eine Kleinausgabe immer in meiner Hosentasche – und immer, wenn ich Zeit fand, las ich eine Stelle, die ich zufällig aufschlug.. 😉

    Ganz herzliche Grüße soweit

    Stefan