Richter und Dichter
Theodor Storm wurde 1817 in Husum geboren. Verewigt hat er Husum durch sein Gedicht „Die Stadt.“
Storm war als Rechtsanwalt und Richter tätig, der Menschheit ist er jedoch weitaus bekannter durch sein lyrisches Werk und insbesondere durch die Novelle „Der Schimmelreiter“, die sein letztes schriftstellerisches Werk war. Er starb 1888.
Storm lebte und arbeitete als Richter einige Jahre in Heilbad Heiligenstadt in Thüringen. Dort fühlte er sich gut aufgenommen. Ihm zu Ehren entstand das „Literaturmuseum Theodor Storm“, das detailreich und liebevoll sein Werk und Wirken aufbereitet und ihn den Besuchern als Mensch, Familienvater und Künstler näherbringt. Ebenso wie Heinrich Heine, dem auch ein Teil der Ausstellung gewidmet ist und den Storm sehr schätzte.
In diesem kleinen, jedoch wirklich liebevoll gestalteten Museum kann der Besucher den tieferen Wert des Begriffes „Museum“ nachempfinden. Es ist zum einen ein Ort, der ein schriftstellerisches Erbe bewahren und vermitteln sowie die Person Storms würdigen will, zum anderen ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austausches, der Bildung, des Lernens und der fantasievollen Neuerungen.
Das Wort „Museum“ stammt von den Musen, griechischen Göttinnen ab. Es ist etymologisch betrachtet ein „Musensitz, ein Ort für Kunst und Gelehrsamkeit.“ Im 16. Jahrhundert hatte es die Bedeutung des „Studierzimmers.“
Ein besonderes Kleinod des Heiligenstädter Museums ist das in aufwendiger Kleinarbeit geschaffene und installierte Puppentheater-Event des Storm Märchens „Die Regentrude“.
Hier eine Kostprobe, der Anfang des Spektakels, das in Wirklichkeit, im dunklen Raum, umgeben von Knistergeräuschen der Dürre und Trockenheit und dann vom Plätschern des Regens und Wachsen der Pflanzen, viel schöner ist!
Ein hübsch angelegter, zierlicher Rosengarten vervollständigt das Gesamtkunstwerk „Literaturmuseum Theodor Storm.“ Er lädt in seiner kühlen Laube zum Verweilen, Lesen und Plaudern ein.
Drei Gedichte Theodor Storms möchte ich noch vorstellen: Ein Liebesgedicht auf die Stadt Husum, dann Zeilen innig-zarter Empfindung zwischen Vater und Kind, sowie pragmatisch humorvolle Lebensweisheit des Dichters.
Die Stadt
Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohn’ Unterlass;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
Am Strande weht das Gras.
Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.
Abends
Auf meinem Schoße sitzet nun
Und ruht der kleine Mann;
Mich schauen aus der Dämmerung
Die zarten Augen an.
Er spielt nicht mehr, er ist bei mir,
Will nirgend anders sein;
Die kleine Seele tritt heraus
Und will zu mir herein.
August
Inserat
Die verehrlichen Jungen, welche heuer
Meine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,
Ersuche ich höflichst, bei diesem Vergnügen
Wo möglich insoweit sich zu beschränken,
Daß sie daneben auf den Beeten
Mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.
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