Hallo Stefan,
das ist glaube ich keine ganz einfache Passage von Rudolf Steiner. Ein paar Gedanken habe ich dazu.
Ich habe hier einen grösseren Textausschnitt gefunden, der noch weitere Gedanken enthält: href=”https://www.waldorf-ideen-pool.de/Schule/uebergreifend/anthroposophie/kraefte-in-der-welt/die-liebe-und-ihre-bedeutung-fuer-die-welt#:~:text=Die%20Liebe%2C%20die%20sinnliche%2C%20ist,nichts%20Geistiges%20in%20der%20Entwickelung.”
Auf den ersten Blick würde ich sagen, Steiner versucht hier auf eine Liebe hinzuweisen, die ganz frei von Egoismus ist. Man kann ja leicht sagen, “das habe ich aus Liebe getan”, aber man kann sich auch selbst dabei betrügen, das wirst Du auch kennen. Das ist sicher eine Frage der persönlichen Reife. Ich glaube er spricht vor Theosophen und will vor allem eine spirituell verfeinerte Form von Egoismus ansprechen, die es ja immer gibt, und mit der er glaube ich bei den Theosophen auch zu kämpfen hatte. Man könnte sich ja in einer Extremform denken, “Wenn ich immer liebevoll bin, wird mir über das Karma Gesetz auch viel Lohn zufliessen.” Vielleicht fühlt man sich darüber erhaben oder ist über solche Formen hinaus (ich nicht), aber Steiner spricht ja immer für alle Menschen. Er schreibt am Ende:
“Wer die Liebe so kennt, dass er weiß, Liebe ist da um Schulden zu zahlen und bringt keinen Vorteil für die Zukunft, der ist ein Christ. Das Begreifen der Natur der Liebe – heißt Christ sein! Durch bloße Theosophie mit «Karma» und «Reinkarnation» kann man ein großer Egoist werden, wenn man nicht hinzunimmt den Liebesimpuls, den Christus-Impuls; denn dann erst erreicht man das, was überbrückt den Egoismus der Theosophie.”
Vielleicht hilft es auch zu verstehen, dass Steiner eine Geisteswissenschaft begründen wollte und in der Spiritualität sehr genau Gedanken, Gefühl und Empfindungen beschreiben wollte, so in der Mathematik oder Naturwissenschaft versucht wird, Begriffe sehr genau zu prägen.
Würdest Du dem folgenden Satz zustimmen, oder ist das eine andere Form der Liebe, als die, die Du meinst? Ich finde er drückt auf sehr schöne, aber ungewöhnliche Art eine Liebe aus bzw. er erzeugt sogar einen Eindruck davon. Wenn man über Liebe spricht, dann ist ja sicher eine Schwierigkeit, dass jeder darunter alles mögliche verstehen kann. Hier drückt er gewissermassen aus, was genau er darunter versteht, im Unterschied zu einem Gefühl/Empfinden, das vielleicht jemand anders haben kann. Er erschafft direkt eine Liebesempfindung, so erleben ich das.
“Die Liebe ist für die Welt dasjenige, was die Sonne für das äußere Leben ist. Es würden keine Seelen mehr gedeihen können, wenn die Liebe weg wäre von der Welt. Die Liebe ist die moralische Sonne der Welt.”
Zu der Frage mit der Schuld kann ich gerade noch nicht so viel sagen, ich kannte den Gedanken so nicht. Ich denke nochmal nach.
