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Maria
Administrator

    Lieber Stefan, liebe Leser,

    über die Gebote, du hast ja 12 aufgeschrieben, habe ich mir längere Zeit Gedanken gemacht. Mir scheint, das ist ja eine philosophische oder auch theologische Frage, was ist der Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Vor Erscheinen des Christus, also im Alten Testament, gab es die 10 Gebote, die Moses von Gott erhalten hatte und an denen die Menschen sich in ihrer Lebensführung orientieren konnten. Im Neuen Testament weichen diese Gebote zurück und das Gebot der Liebe tritt ganz in den Vordergrund. In Johannes 15,12-17 beispielsweise steht:
    “Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt…”

    Du schreibst in deinen Beiträgen oft von der Liebe und vielleicht könnte man die Essenz des Christentums darin sehen, dass der Mensch zu dieser umfassenden Liebesfähigkeit gelangt. Das ist ein sehr aktiver Weg, weil wir ja tagtäglich sehen können, an uns selbst und am Weltgeschehen, dass die Reife zu einer solchen Liebe noch nicht in vielen Menschen besteht. Aber allein der Weg dorthin und das ausdauernde Bemühen hat einen großen Wert. Eine wertvolle Lektüre ist hierzu auch Erich Fromm, ich habe ihn schon mal erwähnt hier im Forum, sein Buch “Die Kunst des Liebens.”

    Und auch die Antwort von Christus auf die ablehnende Haltung der Pharisäer gegenüber Maria Magdalena weist wieder auf die Liebe hin. „Deswegen sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“ Ich habe hier eine Bildbetrachtung ausgeführt, in der ich auf diese Stelle eingehe.

    Die Sache mit der Vergebung

    Was ich insgesamt ausdrücken will, ich glaube, dass es sehr schwer ist, viele Gebote einzuhalten und sich darin zu kontrollieren. Vielleicht könnte es sogar deprimierend sein, wenn ich erkenne, dass ich immer wieder in bestimmten Bereichen versage. Und vielleicht ist der Weg, eine Qualität, einen Wert, eine Tugend richtig kraftvoll zu entwickeln, sogar gangbarer als viele Gebote. Was meinst du, was meint ihr?

    Ich habe mich jetzt mehr auf das Christentum bezogen, ich habe auch einige Kenntnisse zum Hinduismus, weniger zu den anderen Weltrelgionen. Sie im Hinblick auf das Kriterium “Gebote” und “Liebe” zu erforschen, könnte ich mir als wertvolle Tätigkeit vorstellen.

    In Kürze werde ich zu dem Thema des An-Sich-Arbeitens im Sinne einer spirituellen Entwicklung eine Geschichte aus Indien noch hereinstellen.

    Mit herzlichem Gruß

    Maria