Lieber Stefan, liebe Leser,
es sind ja immer sehr persönliche Wege, wie wir mit dem Tod, dem Sterben, den Fragen nach Wiedergeburt in Beziehung kommen. Du schreibst über verschiedene Menschen, mit denen du in engerer Beziehung stehst oder standest, und irgendwann tritt der Tod und das Sterben ja in jedes Menschenleben herein. Sei es, dass man ihn als Kind mitbekommt – das erste Kind meiner Eltern, also meine älteste Schwester, starb nur drei Tage nach der Geburt – und wir späteren Geschwister sprachen immer ehrfurchtsvoll von diesem Schwesterchen, von dem wir nur ein kleines Totenbild hatten. Wir erlebten auch den stillen tiefen Schmerz der Eltern, die uns aber vielleicht gerade deswegen zur Liebe uund Tiefe eines sinnhaften Lebens führten. Oder dann im Jugend- und Erwachsenenalter, spätestens wenn wir älter werden, werden auch die Toten um uns mehr. In jungen Jahren las ich mit meinem ersten Freund “Momo” von Michael Ende, ein Kultbuch der 80er Jahre. Und wir stellten uns die Frage, hat Michael Ende an dieser oder jener Stelle des Buches von Wiedergeburt gesprochen? Kennen vielleicht auch wir uns aus einem früheren Leben? Und meine Erfahrung ist, wenn man sein Leben lang weiter frägt und sucht, dann wird man auch auf Antworten stoßen. Michael Ende beispielsweise war von Rudolf Steiner inspiriert. Und es gibt eine Anzahl geistiger Lehrer des Ostens und Westens, die das Thema von Tod und Wiedergeburt in ihren Werken darstellen. Soviel mir bekannt ist, war auch im Neuen Testament der Gedanke der Reinkarnation beheimatet, wurde später durch Konzilsbeschlüsse herausgestrichen.
Aber jetzt mal ganz unabhängig davon, ob jemand an Wiedergeburt glauben mag oder nicht, dass wir leben und sterben und in Beziehung stehen, das ist einmal eine feste Tatsache. Welchen Sinn hätte unser Leben, wenn nicht unsere Werke, unser Streben und Bemühen, unsere Ideale in irgendeiner Weise weiterlebten? Und wie sehr beflügeln mich auch heute noch verstorbene Künstler oder mir liebe Menschen, wenn ich nur daran denke, wie sie lebten und welche Werte sie vertraten? Schließen möchte ich denn heutigen Eintrag mit einem mir lieben und sehr bekannten Lied von Don MacLean, es ist eine Liebeseklärung an die Person von Vincent van Gogh.
Welches Licht und welche Schönheit hat dieses Lebens trotz seines tragischen Verlaufes hinterlassen und wie einfühlsam dichtet der Sänger:
“And when no hope was left in sight on that starry, starry night
You took your life, as lovers often do
But I could have told you, Vincent
This world was never meant for one as beautiful as you”
Mit herzlichem Gruß
Maria