#6895
Maria
Administrator

    Lieber Adrian, liebe Leser,
    ja, der Nachtzug nach Lissabon wurde auch verfilmt. Die von mir zitierte Stelle stammt aus dem gleichnamigen Buch. “Die Dolmetscherin” habe ich noch nicht gesehen. KLingt intererssant. Was mir nicht klar ist, wie ist das gemeint, das “Sprechen von Verstorbenen”? Man könnte es ja auch in einem spiritistischen Sinne verstehen, aber ich glaube, das wolltest du nicht sagen oder? Mir ist bekannt, dass die Anthroposophen z. B. vorschlagen, nach dem Tod eines Menschen, für ihn in lauter Sprache das Johannesevangelium vorzulesen. Ich mache mich mal kundig, ob das heute bei ihnen so praktiziert wird. Wie kennst du das sonst noch, den Bezug Sprache zu den Verstorbenen? Ein Denken an Verstorbene, ein Vorlesen für Verstorbene… Es eröffnet die Frage, wie wir heute Lebende mit den Verstorbenen in Beziehung stehen und uns gegenseitig beeinflussen oder fôrdern können.
    Und dass Dichter und Künstler oft mir Sprache ringen, um eine aufbauende und aussagekrâftige Sprache ringen, das empfinde ich ebenso. Ingeborg Bachmann beschreibt das u.a. in dem Gedicht “Wie soll ich mich nennen?” -letzte Strophe – ….”Vielleicht kann ich mich einmal erkennen, eine Taube, einen rollenden Stein.. Ein Wort nur fehlt! Wie soll ich mich nennen, ohne in anderer Sprache zu sein.” – Da gäbe es tausende von Möglichkeiten, wie Menschen mit Sprache ringen, sie schaffen, sie entwerten, sie neu aufbauen… Ein schöperisches Feld.

    mit lieben Grüßen

    Maria