#6825
Stefan
Teilnehmer

    Liebe Maria,

    dass ich beim Denken erstmal an technische oder naturwissenschaftliche Aufgaben denke, liegt daran, da ich mich als Mann eher mit derartigen Dingen befasse, es waren ja einfach nur Beispiele, natürlich gibt es jede Menge Aufgaben, wo das Denken gefragt ist, auch wenn man Alltägliches wie Zähneputzen, Teekochen oder Autofahren meist “automatisch” bewerkstelligt, ohne darüber groß nachdenken zu müssen.

    Natürlich ist “Nathan der Weise” von Lessing, danke für die Korrektur – wir hatten es auch in der Schule gelesen, und ich war damals schon sehr beeindruckt von diesem wundervollen Werk.
    Ja, es ist vom Thema her im Grunde zeitlos und stets aktuell…

    Bezgl. Ideal, also ich tue mich da immer etwas schwer, sicher hab auch ich bestimmte Ziele, die ich anstrebe, z.B. immer liebesfähiger oder im Klavierspiel oder einer Sportart besser zu werden, jedoch nicht aufgrund eines Ideals, sondern einfach weil ich es möchte, da ich dadurch wiederum mehr Freude erleben kann – damit baue ich selber keinen Druck auf mich auf und lerne einfach so schnell, wie ich eben lerne – ich sage mir immer, alles ist freiwillig, jeder entscheidet selber, was er wann und wie schnell lernen möchte…

    Ja, das sehe ich auch so, dass eine gewisse Orientierungslosigkeit um sich greift, was für mich aber nicht verwunderlich ist, so wie du auch schreibst.
    Und das, obwohl es so viele Informationen über alles mögliche gibt, die noch dazu sehr schnell zugänglich sind, aber möglicherweise ist das sogar auch ein Grund der Orientierungslosigkeit, eben wegen der Fülle, die immer unüberschaubarer wird und in dem man immer weniger weiß, ob das auch stimmt, was wir da mitgeteilt bekommen…

    Seit je her habe ich sehr viel gelesen und habe mittlerweile Berge von Büchern verschlungen und zeitweise stundenlang Dokus im Netz angesehen, sowohl Naturwissenschaftliches als auch Psychologisches, Religiöses oder Spirituelles, seit einiger Zeit bin ich da jedoch etwas zurückhaltender, da ich mehr dazu über gegangen bin, von innen heraus zu entdecken.
    Im persönlichen Austausch finde ich natürlich auch immer wieder wertvolle Anregungen, insofern sind wir da nicht so verschieden, glaube ich, möglicherweise gewichten wir bestimmte Bereiche nur etwas anders.
    Grundsätzlich können wir wohl alles aus uns selbst heraus entwickeln, meine ich, jedoch geht es über Beziehungen, persönlichem Austausch, Bücher, Dokus etc. sicherlich wesentlich schneller.

    Dem, was du über eine mögliche “Geistige Verirrung” schreibst, kann ich nur zustimmen – oberflächliche Beschäftigung mit Spiritualität fördert auch nach meinen Erfahrungen oft das Ego nur noch mehr.
    Es liegt einfach in der Natur der Sache, dass gesprochene oder geschriebene Worte immer auch anders verstanden werden können, als sie vom Absender gemeint sind.
    Diesbezüglich hatte ich mal vor Jahren ein schönes Buch (“Seid wie reine Seide und scharfer Stahl”) eines japanischen ZEN-Meisers namens Shunryū Suzuki gelesen, der nur immer einen einzigen Schüler lehrte – und zwar nicht durch Worte, sondern einfach, indem er ihn bei sich mitleben ließ.
    Er war der Ansicht, dass, wenn er Worte gebrauchen mußte, schon wie eine rußende Flamme wäre…

    Mit herzlichen Grüßen

    Stefan