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Maria
Administrator

    Lieber Stefan, liebe Leser,

    vielen Dank für deine Ergänzungen und Veranschaulichungen. Dass der Glaube in uns nur dann tief gegründet ist, wenn er eigenen Erlebnissen und Überprüfungen entspringt, das sehe ich ganz genauso.
    Wenn ich an die Zeiten meiner Großeltern und Urgroßeltern denke, dann würde ich sagen, diese waren noch viel mehr eingebettet in Traditionen und Kirche. Sie waren meist einem harten Lebenskampf ausgesetzt, hohe Kindersterblichkeit, harte Arbeit, Armut, früher Tod – Erzählungen, Literatur und Filme geben uns einen Einblick. Das Büchlein von Peter Rossegger “Als ich noch ein Waldbauernbub war” hat mich als Jugendliche beeindruckt. Die Eisenbahn z.B. hat den Menschen höllische Angst eingejagt. Es gab, wie ich aus meiner Familie weiß, tiefgläubige Menschen, die möglicherweise gerade durch die strengen Lebensbedingungen zu einem solchen Glauben fanden.

    Unsere Zeit und Gesellschaft heute ist da ganz anders gelagert. Wenn wir auch nicht reich sind, ich spreche mal von Deutschland, so muss doch niemand Hungers sterben oder unter der Brücke schlafen. Aber uns treiben doch Fragen nach dem Lebenssinn um – wieder verweise ich auf ein wunderbares Büchlein von Viktor Frankl “Das Leiden am sinnlosen Leben”. Wie unser Leben einen Sinn erhält, was die Seele ist, was der Geist, das sind meines Erachtens Fragen, an denen heute niemand mehr vorbeikommt. Die Kirche hat leider uns Menschen den Geist abgesprochen, wenn ich aber kein geistiger Bürger bin, dann bin ich unfrei und auf eine äußere Autorität angewiesen. Der Freiheitskämpfer Schiller hat in dem oben genannten Gedicht den Wert der Freiheit als ersten gesetzt “Der Mensch ist frei geboren, ist frei, und würd er in Ketten geboren…”. Das ist eine so eindrückliche Erkenntis und Aussage.

    Und jetzt, so sehe ich es, sind wir eben aufgefordert, einen individuellen spirituellen Entwicklungsweg zu gehen, wie ihn übrigens auch Goethe und Schiller und andere Persönlichkeiten gingen. Was hat das mit dem Frieden zu tun, der hier unser Thema ist? Es begegnet mir so oft die Aussage “Als Einzelner kann ich nichts tun.” Ich bin da einer anderen Überzeugung. Als Einzelner kann ich sehr viel tun, wenn ich die Augen für die Ereignisse in der Welt öffne, Empathie entwickle, mich also die Hungernden, Kranken und Toten im Gaza Streifen beispielsweise nicht unberührt lassen, sondern ich hier, an dem Platz wo ich bin, mich zu einem Menschen entwickle, der Frieden ausstrahlt. Wie ich das konkret sehe, das will ich demnächst ausführen. Du Stefan, hast schon einige Hinweise gegeben, wie du dich in dieser Weise entwickelst und du Werte und Sinn in deinem Dasein siehst.

    Wir sind in dem Austausch jedenfalls bisher zu dem Schluss gekommen, dass Wahrheitsansprüche auch religiöser Art, Macht, Gier, fehlender Dialog (vielleicht auch fehlender Friedenswille?) zu Kriegen führt. In den jetzt herrschenden Kriegen, um eine tiefere Kenntnis zu erhalten, ist es in meinen Augen sehr wichtig, beide Seiten zu sehen, nicht nur diejenige, die die deutschen Medien uns als die richtige vorhalten. Wie geht es einem Palästinenser, der einfach seines Bodens und Hauses beraubt wird, seines Landes beraubt und nun im Ausweis “staatenlos” stehen hat? Warum ist es ein Problem für Russland, dass die Ukraine ein NATO Land werden soll? Noch dazu vor dem Hintergrund, dass zu Zeiten des Mauerfalls deutsche und amerikanische Politiker zusicherten, es gebe keine Nato Osterweiterung? Stellen wir uns nur mal vor, russische Raketen würden in Mexiko stationiert…. Ich hoffe sehr, dass wir auf persönlicher und politischer Ebene wieder zu einer Dialogfähigkeit finden. Diese Forumsfrage habe ich tatsächlich wegen der jetzt herrschenden Kriege aufgeworfen. Für die wertvollen Beiträge bin ich sehr dankbar.

    Mit herzlichem Gruß

    Maria

    • Diese Antwort wurde vor 3 Monaten, 2 Wochen von Maria geändert.