#6757
Stefan
Teilnehmer

    Liebe Maria,

    ja, ich glaube auch, dass da irgendwas nicht ganz stimmt, wenn es um Glaubenskämpfe geht, denn eigentlich sollte ja genau der Glaube vor Kampf und Unfrieden bewahren.
    Der Wahrheitsanspruch ist sicherlich ein entscheidender Punkt dabei, teilweise wohl auch gepaart mit Überheblichkeit und einem Machtanspruch.
    Für mich ist jede Lehre, welche (eine) andere kategorisch ablehnt oder als falsch abwertet, nicht akzeptabel, denn das widerspricht meinem Grundsatz der Toleranz und der Achtung vor allem Leben.

    Da bin ich echt überrascht, was du über Frankreich bzw. die Franzosen schreibst – das hätte ich nicht gedacht!
    Wie du auch schilderst, wirkt sich das in einer Lebenskrise natürlich fatal aus, da keinerlei Orientierungspunkt mehr vorhanden ist.
    Aber möglicherweise ist eine schwere Lebenssituation auch ein Weg dazu, um zum Glauben zu kommen…oder auch (schwere) Krankheiten oder Unfälle etc.
    Letztlich glaube ich, dass das Leben immerzu unser Bestes möchte, egal in welcher Situation wir gerade sind und egal, was wir glauben mögen oder nicht.
    Die Liebe und Güte des Geistes ist für unsere Vorstellung unermesslich, und ich erfahre immer und immer wieder, wie mir selbst die kleinsten Herzens-Wünsche in Erfüllung gehen, oft auf wundersamste Weise.
    Dies fördert natürlich weiterhin mein Vertrauen darin und somit bestärken sich diese Effekte gegenseitig.
    Und immer mehr habe ich eher Mitgefühl mit sog. Ungläubigen, da sie die Hilfen, die uns vom Leben angeboten und gegeben werden leider mit ihren Augen nicht wahrnehmen können.
    Das ist wirklich manchmal ein Jammer.

    Ja Maria, es gibt natürlich große Unterschiede im Glauben, so wie du es auch schön beschreibst, und wenn er nicht über eigene Erfahrungen und Erlebnisse gefüttert wird, wird er immer nur schwach bleiben und nicht wirklich tief wurzeln.
    Dies habe ich (zum Glück) bereits in jungen Jahren erleben dürfen, als ich in einer ziemlich schwierige Lebenssituation war – mein Glaube war nur angelesen, jedoch nicht aus eigener Erfahrungen genährt – und in meiner Notsituation stand ich plötzlich im Leeren da, denn es war nicht mein Glaube, sondern derjenige von anderen.
    Seitdem bin ich dazu übergegangen, alles, was mir von anderen herangetragen wird und mir wichtig, richtig und hilfreich erscheint, selber zu überprüfen – und dadurch wird es dann zu meiner Glaubenserfahrung – und nach wiederholtem Male irgendwann zu (m)einer Gewissheit.

    Danke auch für das inspirierende Gedicht von Schiller!

    Mit herzlichen Grüßen

    Stefan