#6396
Maria
Administrator

    Lieber Manfred,
    zunächst du deinem letzten Eintrag “Die Menschen wollen Beruf (Geld), Haus, Familie.” Ich würde das nicht so verallgemeinern, denn ich kenne genügend Menschen, die über diese existentiellen Bedürfnisse hinaus auch tiefere Einsichten suchen und ihr Leben der Verwirklichung eines Werkes widmen, das sie für wertvoll halten.
    Dann möchte ich dir noch etwas persônlich schreiben: Du kommst in allen deinen bisherigen Forumseinträgen, auch in denen zu anderen Themen, immer wieder auf den Begriff “der wirkliche Gott”. Ich erlaube mir, ohne dir zu nahe treten zu wollen, dir mitzuteilen, wie das auf mich wirkt. Es ist für mich ein immer wiederkehrendes Schlagwort, also ich finde, dass die zu häufige Wiederholung dieses Begriffes einen wirklich “erschlagen” kann. Und du schreibst hier zum Friedensthema, dein Beitrag vom 21. Oktober, “Und ich muss leider erkennen, dass die Wahrheit über den wirklichen GOTT nicht an die Menschen zu bringen ist.” Wie wirkt so eine Feststellung auf andere Menschen? Kennst du einen Menschen, der will, dass von jemand anderen was an ihn heranzubringen ist, etwas an den Mann gebracht werden muss sozusagen? Auch bei einer Ware möchten wir das nicht, wir möchten selbst beurteilen, ob die Ware eine gute Qualität hat und ihr Preis angemessen ist. Kein Mensch will sich etwas aufdrängen lassen. Jeder Mensch wünscht sich, frei gelassen zu werden. Ist das nachvollziehbar?

    Ein Weg für mich, sich frei zu lassen und doch eigene Ansichten auszutauschen und zu erweitern, ist der Dialog. Ein Dialog über Themen, die wir interessant finden. Wir lernen anderes kennen, wägen ab,lernen… wir müssen ja andere Argumente nicht sofort zu den unsrigen machen, aber nachdenkenswert können sie sein. In diesem Sinne ist das Forum auch gedacht.

    Ich persönlich glaube, dass der Glaube, den unsere Vorfahren hatten, heute nicht mehr naturgegeben ist und dass das auch einen Sinn hat. Dass aber Menschen um Entwicklung ringen und sich seelisch und spirituell weiterentwickeln möchten, das sehe ich auch. Ich glaube, dass heute jeder Einzelne – vorausgesetzt er will es, wenn er es nicht will, dann muss ich ihm das auch zugestehen – seinen Weg individuell suchen und finden muss. Als eines der höchsten Güter sehe ich, wenn wir uns wieder bewusst werden, dass wir als Menschen Schöpferkraft in uns tragen, die zur Entwicklung kommen will. Beispiele, dass das immer wieder Persönlichkeiten auch im Sinne einer Friedensarbeit tun, könnte ich viele nennen. Willy Brandt mit seiner Ostpolitik, Albrecht Müller von den Nachdenkseiten, Julian Assange als Journalist… und früher Ghandi, Shri Chinmoy, die Liste könnte ich lange weiterführen.

    Und ihre Wege sind und waren ungemein unterschiedlich. Für mich gibt es nicht nur einen Weg, nur eines habe ich für mich erkannt: Bewusstwerdung und Entwicklung ohne eigene Aktivität, Arbeit, Disziplin und Interesse ist nicht möglich. Es fällt uns die Erleuchtung nicht vom Himmel. Und es kann sie mir auch nicht ein anderer Mensch anbieten. Wenn ich aber etwas tief erkannt und in mir entwickelt habe, beispielsweise eine förderliche Pädagogik, dann wird dies auch auf andere Menschen ausstrahlen. Insofern ist Friedenarbeit immer auch Arbeit an notwendigen Themen der Zeit.

    Mit bestem Gruss, Maria

    • Diese Antwort wurde vor 4 Monaten, 2 Wochen von Maria geändert.