#6378
Maria
Administrator

    Lieber Stefan, lieber Manfred und Forumsleser,

    ihr führt beide interessante Gedanken auf und ich will mal auf den letzten von Stefan eingehen, den vom Werden und Vergehen. Ich sehe es so, dass im Grunde unser ganzes menschliches Leben ein einziges Werden und Vergehen ist und darin auch eine Erfüllung lebt und Entwicklung sich zeigt. Ihr kennt wahrscheinlich die Zeilen aus Goethes Gedicht „Selige Sehnsucht“, letzte Strophe:

    Und so lang du das nicht hast,
    Dieses: Stirb und werde!
    Bist du nur ein trüber Gast
    Auf der dunklen Erde.

    Beschäftige ich mich mit Goethe, mit Künstlern, mit tiefgründigen Wissenschaftlern, dann stoße ich immer wieder auf dieses Geheimnis des Sterbens und Werdens. Und ich erkenne darin auch ein christliche Botschaft, nämlich die des Sterbens und der Auferstehung. Wir haben einen Körper, der einmal vergehen wird, der altert, der krank werden kann und wieder gesunden kann, aber sicher ist, dass er einmal stirbt. Das aber, was den Menschen seelisch und geistig ausmacht, das stirbt nicht. Und so glaube ich, dass uns Menschen wirklich ein Ringen um Erkenntnis, ein Forschergeist, ein Interesse an dem Leben und Licht in allen Ausdrucksformen der Schöpfung, erst richtig lebendig macht.
    Und dass wir die Fähigkeit haben, Gedanken zu denken und sie durch Ausdauer und Mühe in eine Tat umzusetzen. Dass es nicht zu abstrakt bleibt, ein Beispiel:
    Ein Diplomat (oder auch viele) kann in jetzigen Kriegszeiten durch wirklichen Einsatz, wiederholte Bemühung um Dialog, durch ideale Vorstellungen, wie die Kriegsparteien zu einer Befriedung finden könnten, tatsächlich einen Waffenstillstand und die Entwicklung von Schritten Richtung Frieden bewirken.
    Und so würde ich das Wort des „Werdens“ oder der „Auferstehung“ schon als für dieses Leben gültig verstehen, also nicht erst nach dem irdischen Tod. Also im Ideal einen Menschen, der nicht sich nur an materielle Sicherheiten klammert, sondern der lernfreudig ist, sich entwickeln will und, wie ihr beide feststellt, auf eine gute beziehungsvolle Weise mit der Schöpfung umgeht.
    Es sind viele Gedanken in euren Ausführungen, ich wollte zunächst mal auf diesen eingehen.

    LG Maria