Frieden

Frieden fördern einmal anders – eine Naturbetrachtung

von | Apr. 23, 2025 | Artikel, Frieden | 0 Kommentare

Braucht es eine Friedensbewegung in unserer Zeit, wo die Menschen wieder auf die Straße gehen?
Ganz klar.
Braucht es Diplomatie und Dialog zwischen im Krieg befindlichen Staaten?
Unbedingt.
Braucht es Bemühungen, mit anderen Ländern, Kulturen, Ethnien in einen direkten persönlichen Austausch zu kommen, braucht es z. B. Städtepartnerschaften, Schüleraustausch, einen friedensfördernden Tourismus ?
Natürlich.
Und braucht es mich, braucht es Individuen, die an sich arbeiten, Ideale pflegen, Ideen verwirklichen, Werte entwickeln, gesellschaftlich wirksam werden?
Das als Allererstes.

Ich stelle in diesem Beitrag den ganz gewöhnlichen Bürger einmal an die erste Stelle. Denn wie oft höre ich „Als einzelner kann man nichts tun“, „Da müsste man in die Politik gehen“, „Uns Bürger nimmt ja sowieso niemand ernst, unsere Interessen interessieren die Oberen nicht.“ Dieses Gefühl, eine Art Ohnmachtsgefühl, kommt allzu leicht auf, gerade wenn man die Rolle von Politik und Medien, Korruption in Wirtschaft und im Justizwesen und vieles mehr in den Fokus rückt.

Gerade deshalb ist eine Annäherung an eine seelisch-geistige Welt von so großer Bedeutung. Nicht im Sinne einer Flucht, nein im Sinne eines konkreten Studiums, einer Pflege von inhaltsreicher Meditation, das Praktizieren von Bewusstseinsübungen und ein tieferes Erforschen, wie die materielle Welt mit der nachtodlichen Welt der Verstorbenen und sogar mit einer rein geistigen Welt – bezeichne man sie als Himmel, als Devachan, als schöpferische Liebe – zusammenhängen.

Mir scheint es in dieser spannungsgeladenen Zeit, in der viele Menschen auch gesundheitlich und psychisch schwer beladen sind, fast undenkbar, dass man ohne einen Blick auf den seelischen und geistigen Menschen und seine Entwicklungsmöglichkeiten Perspektiven, Mut und Handlungskraft entfalten kann. Welche Inspirationsquelle man sich aussucht, ist eine individuelle Angelegenheit. Ich finde, die heiligen Schriften der Religionen, die Evangelien, die Bhagavadgita, Schriften von Geistforschern wie Heinz Grill oder Rudolf Steiner, von östlichen Lehrern wie Sivananda oder Sri Aurobindo, von großen Denkern und Philosophen wie Goethe, Schiller, Fichte, Dostojewski – um hier nur wenige Beispiele zu nennen – sind eine geeignete Lektüre, um das Seelische in uns zu beleben und zu fördern. Da es sich um tiefe, immaterielle Werte und um weisheitsvolle Beschreibungen handelt, tragen sie unmittelbar Hoffnung und Licht in sich.

Ich stelle nun eine einfache Übung vor, eine Seelen- oder Bewusstseinsübung, die jeder in der Natur oder auch zu Hause ausführen kann. Es handelt sich um eine Naturbetrachtung, hier gezielt um eine Pflanzenbetrachtung.

In drei Schritten führe ich diese aus.

Ich stehe oder sitze vor einer Pflanze oder einem Baum. Nehmen wir das Beispiel eines Rosmarinstrauches. Zunächst betrachte ich diese Pflanze eingehend, die Äste, die Nadeln, die Form, die Farbe. Es ist eine Betrachtung, wie ich sie mir bei einem Künstler vorstellen kann, der die Pflanze dann zeichnen möchte. Die Betrachtung erfolgt über ein paar Minuten, ruhig, beginnend von unten bis nach oben in die Spitzen des Strauches. Es ist nichts anderes als ein aufmerksames Betrachten. Alle Assoziationen und Überlegungen, was ich beispielsweise über die Pflanze schon weiß, tun hier nichts zur Sache, ich wende mich wieder der ruhigen Betrachtung zu.

In einem zweiten Schritt schließe ich die Augen und rekonstruiere das Gesehene so genau wie möglich. Ich baue den Rosmarinstrauch seelisch in mir nochmal auf. Auch das für zwei bis drei Minuten. Öffne ich schließlich die Augen wieder und blicke auf die Pflanze, ist eventuell – zumindest nach wiederholter Ausführung über mehrere Tage – eine Wahrnehmung möglich, dass der Rosmarin wie belebt wirkt, fast mir als Betrachter entgegenkommt.

Der dritte und anspruchvollste Schritte folgt nun. Ich nehme zu der Betrachtung eine Frage hinzu, die ich als Forschungsfrage vor mich hinstelle: „Welche Substanzen arbeiten an dieser Erscheinung?“ oder auch „Was sind eigentlich Weisheitskräfte?“ Nun ist es notwendig, alle intellektuellen Überlegungen, die mir einfallen, auf die Seite zu stellen und den Satz wie einen Meditationssatz vor mich hinzustellen. Man kann ihn sich vorstellen etwas entfernt von der Stirn – „Welche Substanzen arbeiten an dieser Erscheinung?“ Ich verweile in ruhiger Betrachtung des Rosmarinstrauches und gleichzeitig in aufmerksamer Betrachtung der einzelnen Worte des Satzes.
Nach einigen Minuten beende ich die Übung.

Es ist in der Regel nach einmal Üben, auch nach zwei- oder dreimal, nicht unbedingt ein Ergebnis und eine Antwort auf die Frage vorhanden. Das macht nichts, das nehme ich hin und übe über längere Zeit jeden Tag. Wer dies ausführt, wird nach einiger Zeit als Antwort eine Empfindung erleben, keine Antwort in Worten und es wächst auf alle Fälle eine tiefere Beziehung zu der betrachteten Naturerscheinung.

Was hat das mit dem Frieden zu tun?

Ich rege an, dass derjenige, der diese Seelenübung ausführen will, nach der Betrachtung den Blick auf die Pflanze und auch auf sich selbst richtet. In der Regel ist deutlich wahrnehmbar, dass eine Ruhe entstanden ist, eine Art Befriedung in der Sphäre um die Pflanze und auch beim Übenden. Es ist nämlich etwas in dem Übungsprozess geschehen, dass ich als ein sehr aktives Zurückweisen aller Emotionen, aufkommenden Willensimpulse, nicht zur Betrachtung gehörenden Gedanken bezeichnen möchte. Unser Bewusstsein ist ständig von unbewussten Strömungen, die an die Oberfläche rücken, begleitet. Diese aktiv und ruhig an ihren Platz zu verweisen und sich nur auf die Aufgabe des Betrachtens zu konzentrieren, ist eine ständige Arbeit, ja ein ständiges Unterscheiden von Wesentlichem und Unwesentlichen. Die Beziehungssphäre zwischen mir und dem Objekt der Betrachtung wird freier und lichtvoller. Man könnte sagen, ich erziehe mich zu dieser Tätigkeit, ich erziehe mein Bewusstsein, ohne dass dies nun ein Zwang wird. Indem ich alles unbewusst Heraufströmende zurückweise und mich immer wieder zu Aufmerksamkeit aufrichte, bin ich seelisch hochaktiv. Das Ergebnis dieses Prozesses ist eine erhöhte Aufmerksamkeit und eine Befriedung.

Wer diese Seelenübung vertiefen möchte, kann sie in dem Buch „Übungen für die Seele“ von Heinz Grill, lesen und erforschen.

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