• Dieses Thema hat 10 Antworten sowie 3 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 1 Woche, 2 Tage von Maria aktualisiert.
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    • #7916
      Administrator
      Administrator

        Das Wort „Liebe“ ist, obwohl allgegenwärtig, gar nicht leicht zu fassen und zu beschreiben. Was Menschen darunter verstehen kann ein angenehmes Gefühl sein, eine erotisch-sinnliche Erfahrung, ein Zustand des Verliebtseins, Ausdruck von Zärtlichkeit oder eine Kraft, von der wir erahnen können, dass sie Berge zu versetzen imstande ist. Gibt es verschiedene Formen der Liebe, wie entfalte ich sie? Und schließlich, was beinhaltet dieser umfassende und wertvolle Begriff in seiner Tiefe?

      • #7922
        Maria
        Administrator

          Liebe Leser,

          oft habe ich mich gefragt, gibt es eigentlich einen Film, ein Buch, in dem die Liebe in all ihren unterschiedlichen Facetten, nicht enthalten ist oder nicht sogar die treibende Kraft des Inhalts und der Geschichte ausmacht? Das Thema und der Begriff der Liebe ist anspruchsvoll, es soll aber dennoch nicht davon abhalten, auch die kleinen Nuancen der Liebe hier auszudrücken. So beginne ich es einmal mit einem heiteren Gedicht von Joachim Ringelnatz (1883 – 1934), dessen im wahrsten Sinne gebeuteltes Leben ihn nicht von Humor und Schaffenskraft abhalten konnte. Dieser Dichter, der sich nach Aussage eines seiner Lehrer den Ruhm “eines Schulrüpels ersten Ranges” erworben hatte, besticht durch seine klare Beobachtungsgabe des Alltags und seine ureigene und originelle poetische Wortfindung. Hier der Auftakt zu unserem Thema:)

          Kürzeste Liebe

          Blöde Bauern, die den biedern
          Gruß der Bürger nicht erwidern,
          Menschen, die mit halbem Nicken
          Danken, ohne aufzublicken.
          Prüde, scheue Frauen leise
          Kinder, würdevolle Greise –

          Aber wenn an Dorf und Feld und
          Wald vorbei dein Schnellzug braust,
          Du aus deinem Wagen schaust:
          Ja, dann stehen – stehn auch diese
          Ganz dir zugewandt am Hange,
          Vor dem Stalltor, auf der Wiese – .

          Und sie winken. Winken Lange.
          Grüßen voll und grüßen frei
          Dich und deine Fahrtgenossen.
          Und die reinste Liebe wird vergossen
          Im Vorbei.

        • #7962
          Maria
          Administrator

            Liebe Leser,

            bewegt und zum Weiterdenken gebracht hat mich im Bezug auf die Liebesfähigkeit des Menschen ein Büchlein von Rudolf Steiner mit dem Titel “Die Liebe und ihre Bedeutung in der Welt” Ich zitiere daraus folgende Gedanken:
            “Wir verstehen unter Karma dasjenige, was in dem Leben die Ursache ist und seine Wirkung im nächsten Leben hat. In dem Sinne von Ursache und Wirkung können wir als Menschen nicht recht von Liebe sprechen, nicht im Sinne von Liebestat und Ausgleich dafür, aber das hat nichts mit Liebe zu tun: Taten der Liebe sind solche Taten, die zunächst nicht ihren Ausgleich im nächsten Leben suchen.
            Denken wir uns beispielsweise, daß wir arbeiten und dadurch verdienen. Das kann aber auch anders sein, nämlich so, dass wir arbeiten und keine Freude daran haben, weil wir nicht um Lohn arbeiten, sondern um Schulden zu zahlen. Wir können uns vorstellen, daß der Mensch schon verbraucht hat dasjenige, was er nun durch die Arbeit verdient. Lieber hätte er es, wenn er keine Schulden hätte, so aber muß er arbeiten zum Zahlen seiner Schulden. Dieses Beispiel wollen wir nun übertragen auf unsere allgemeine menschliche Handlung: Alles, was wir aus Liebe tun, stellt sich so heraus, daß wir damit Schulden bezahlen! Okkult gesehen bringt alles, was aus Liebe geschieht, keinen Lohn, sondern ist Ersatzleistung für bereits verbrauchtes Gut. Die einzigen Handlungen, von denen wir in der Zukunft nichts haben, sind diejenigen, die wir aus echter, wahrer Liebe tun. Man könnte erschrecken über diese Wahrheit. Zum Glück wissen die Menschen in ihrem Oberbewußtsein nichts davon. In ihrem Unterbewußtsein aber wissen es alle Menschen, darum tun sie so ungern Taten der Liebe. Das ist der Grund, warum so wenig Liebe in der Welt ist. Die Menschen fühlen instinktiv, daß sie von den Taten der Liebe für die Zukunft nichts haben für ihr Ich. Eine Seele muß schon weit vorgeschritten sein in ihrer Entwickelung, wenn sie Gefallen hat an Handlungen der Liebe, von denen sie selbst nichts hat. Der Impuls dazu ist nicht stark in der Menschheit; aber aus dem Okkultismus heraus kann man doch auch starke Impulse für Taten der Liebe gewinnen.
            Wir haben für unseren Egoismus nichts von Taten der Liebe, aber die Welt hat davon um so mehr. Der Okkultismus sagt: Die Liebe ist für die Welt dasjenige, was die Sonne für das äußere Leben ist. Es würden keine Seelen mehr gedeihen können, wenn die Liebe weg wäre von der Welt. Die Liebe ist die moralische Sonne der Welt. Wäre es für einen Menschen, der Wohlgefallen, Interesse hat an dem Blumenwachstum einer Wiese, nicht absurd, wenn er wünschen würde, daß die Sonne verschwinde von der Welt? Ins Moralische übertragen heißt das: Man muß Interesse haben daran, daß eine gesunde Entwickelung sich durchringt in den Menschheitszusammenhängen. Weise ist es, wenn wir so viel Liebe wie möglich über die Erde ausgestreut haben. Einzig weise ist es, wenn wir dir Liebe fördern auf der Erde.”

            Wie schon gesagt, diese Gedanken bewegen mich sehr. Denn wir ringen hier im Forum ja um Fragen, warum es so wenig Liebe, so wenig Verständnis, so wenig wahre Friedensimpulse gibt, wo doch jeder Mensch sich danach sehnt. Diesen Gedanken Rudolf Steiners halte ich persönlich für wegweisend und nachdenkenswert.

            Mit herzlichem Gruß, Maria

            • Diese Antwort wurde vor 3 Monaten, 4 Wochen von Maria geändert.
          • #8240
            Stefan
            Teilnehmer

              Liebe Maria,

              diese Worte von Rudolf Steiner sind mir bekannt, da ich mich seit einiger Zeit mit einer Freundin treffe, die sehr steineraffin ist, um auch dieses Gedankengut einmal etwas näher kennenzulernen.
              Für mich ist es jedoch so, dass ich Steiner da nicht ganz beipflichten kann.

              Ist es nicht so, dass liebevolle Gedanken und Taten uns sehr viel Freude schenken?
              Das ist für mich der schönste und beste Lohn, den ich mir vorstellen kann.
              Und aus dem Gesetz von Ursache und Wirkung heraus, wächst somit die Liebe in uns, ja im gesammten Universum.
              Das ist meine Erfahrung – deswegen bin ich immerzu bestrebt, in der Liebe zu bleiben, schon alleine deswegen, da ich eine direkte positive Wirkung dabei verspüre.

              Es mag schon sein, dass wir alte Dinge aufzulösen haben, meinetwegen auch von früheren Existenzen, aber spielt das eine Rolle?
              Die Lebensqualität spielt für mich eine Rolle, nämlich das aktuelle Empfinden zu den Menschen und Dingen, zu allem, was lebt.
              Und ist dies liebevoll, frohlocke ich innerlich und alles um mich herum wird sich zu meinem Wohle hin ergeben.
              Dies habe ich derzeit wieder bei meinem Umzug erlebt – wie von Geisterhand hatte sich alles wunderbar gefügt.

              Schuld ist ja ein allgegenwärtiges Thema, aber in Bezug zur Liebe hätte ich es jetzt nicht unbedingt erwartet.
              Haben wir wirklich Schulden beim Leben?
              Wenn Gott nichts von uns erwartet (=LIEBE), dann gibt es keine Schuld(en).
              Es gibt einfach nur Erfahrungen, die wir machen.

              Ursache und Wirkung bzw. Saat und Ernte sehe ich als Universalgesetz des Lebens, es ist unabdingbar gerecht, jedoch gibt es auch so etwas wie Gnade.
              Und Gnade heißt für mich, wir bekommen eine gewisse Zeitspanne zur Besinnung oder ggf. zur Revidierung unserer Gedanken oder Taten zur Verfügung gestellt, bevor unsere Saat aufgeht.
              Erst wenn wir diese nicht nutzen, kommt die entsprechende Ernte auf uns zu.
              Aber wieso Schuld?
              Ist es nicht so, dass wir im Leben einfach unsere Erfahrungen machen (sollen), um die Zusammenhänge erkennen zu können?
              Da würde ich eher von “Schule” sprechen, aber nicht von “Schuld”.

              Mich würde eure Meinung dazu sehr interessieren!

              Mit herzlichem Gruß
              Stefan

            • #8241
              Jens
              Teilnehmer

                Hallo Stefan,
                das ist glaube ich keine ganz einfache Passage von Rudolf Steiner. Ein paar Gedanken habe ich dazu.

                Ich habe hier einen grösseren Textausschnitt gefunden, der noch weitere Gedanken enthält: href=”https://www.waldorf-ideen-pool.de/Schule/uebergreifend/anthroposophie/kraefte-in-der-welt/die-liebe-und-ihre-bedeutung-fuer-die-welt#:~:text=Die%20Liebe%2C%20die%20sinnliche%2C%20ist,nichts%20Geistiges%20in%20der%20Entwickelung.”

                Auf den ersten Blick würde ich sagen, Steiner versucht hier auf eine Liebe hinzuweisen, die ganz frei von Egoismus ist. Man kann ja leicht sagen, “das habe ich aus Liebe getan”, aber man kann sich auch selbst dabei betrügen, das wirst Du auch kennen. Das ist sicher eine Frage der persönlichen Reife. Ich glaube er spricht vor Theosophen und will vor allem eine spirituell verfeinerte Form von Egoismus ansprechen, die es ja immer gibt, und mit der er glaube ich bei den Theosophen auch zu kämpfen hatte. Man könnte sich ja in einer Extremform denken, “Wenn ich immer liebevoll bin, wird mir über das Karma Gesetz auch viel Lohn zufliessen.” Vielleicht fühlt man sich darüber erhaben oder ist über solche Formen hinaus (ich nicht), aber Steiner spricht ja immer für alle Menschen. Er schreibt am Ende:

                “Wer die Liebe so kennt, dass er weiß, Liebe ist da um Schulden zu zahlen und bringt keinen Vorteil für die Zukunft, der ist ein Christ. Das Begreifen der Natur der Liebe – heißt Christ sein! Durch bloße Theosophie mit «Karma» und «Reinkarnation» kann man ein großer Egoist werden, wenn man nicht hinzunimmt den Liebesimpuls, den Christus-Impuls; denn dann erst erreicht man das, was überbrückt den Egoismus der Theosophie.”

                Vielleicht hilft es auch zu verstehen, dass Steiner eine Geisteswissenschaft begründen wollte und in der Spiritualität sehr genau Gedanken, Gefühl und Empfindungen beschreiben wollte, so in der Mathematik oder Naturwissenschaft versucht wird, Begriffe sehr genau zu prägen.

                Würdest Du dem folgenden Satz zustimmen, oder ist das eine andere Form der Liebe, als die, die Du meinst? Ich finde er drückt auf sehr schöne, aber ungewöhnliche Art eine Liebe aus bzw. er erzeugt sogar einen Eindruck davon. Wenn man über Liebe spricht, dann ist ja sicher eine Schwierigkeit, dass jeder darunter alles mögliche verstehen kann. Hier drückt er gewissermassen aus, was genau er darunter versteht, im Unterschied zu einem Gefühl/Empfinden, das vielleicht jemand anders haben kann. Er erschafft direkt eine Liebesempfindung, so erleben ich das.

                “Die Liebe ist für die Welt dasjenige, was die Sonne für das äußere Leben ist. Es würden keine Seelen mehr gedeihen können, wenn die Liebe weg wäre von der Welt. Die Liebe ist die moralische Sonne der Welt.”

                Zu der Frage mit der Schuld kann ich gerade noch nicht so viel sagen, ich kannte den Gedanken so nicht. Ich denke nochmal nach.

              • #8242
                Maria
                Administrator

                  Lieber Stefan, lieber Jens,

                  zum Begriff der Schuld oder der Schulden wollte ich noch was anmerken. Vor einiger Zeit habe ich mich damit beschäftigt, da es tatsächlich ein Wort ist, das viel gebraucht wird und in gewisser Weise auch eine belastende Wirkung hat. Dabei fiel mir dann auf, auch als ich es etymologisch nachlas, dass es eine sehr neutrale Grundbedeutung hat, in dem Sinne von “sollen”. Schuld kommt von sollen. Eine Verpflichtung oder Leistung, die dem Menschen obliegt. Später wurde es dann im Bezug auf Geld, das jemand z. B. geliehen hat bezogen, also dass ich, wenn ich etwas leihe es ein natürliches Gesetz ist, dass ich das zurückgebe, ich soll das zurückgeben, das ist mein Soll. Im Althochdeutschen, einer Zeit zwischen 750 und 1050 wurde dem Begriff der Schuld durch den Einfluß der Kirche dann eine andere Bedeutung beigemessen, nämlich “Missetat, Vergehen, begangenes Unrecht und damit die Verpflichtung zur Buße”.

                  Ich finde, wenn ich bei dem Ursprungswort bleibe, der Schuld oder den Schulden im Sinne von “sollen”, im Sinne einer Verpflichtung und Verantwortung des Menschen, dann ist ein viel freieres Denken möglich, es ist wie eine Gesetzmäßigkeit, die in der Entwicklung des Menschen liegt. Es bewegt mich ja und euch wahrscheinlich auch die Frage, warum so wenig Liebe in der Welt ist, und mir erscheinen die Aussagen Steiners im Bezug auf diese Frage schlüssig. Ich werde das aber noch weiter bewegen, denn ihr habt noch neue Anregungen mit euren Beiträgen reingebracht.

                  Soweit mit besten Grüßen, Maria

                • #8244
                  Maria
                  Administrator

                    Lieber Leser,

                    lieber Stefan, zunächst beziehe ich mich auf dich. Du schreibst, dass liebevolle Gedanken und Taten uns sehr viel Freude schenken. Ich kann mir schon vorstellen, dass das der Fall sein kann. Dennoch, ich finde es nicht ganz leicht zu erkennen, worin wirklich eine liebevolle Handlung besteht. Die kann doch auch darin bestehen, dass einem Menschen vielleicht ein Wunsch nicht erfüllt wird, und darin, dass ich etwas nicht tue oder sage und auch das Schenken, wenn es nicht vollkommen uneigennützig ist, muss nicht immer eine Liebestat sein.So ist die Frage, was ist eine Liebestat? Macht sie den anderen und mich freier, fördert sie in der Entwicklung oder werde ich oder der andere nur im Äußeren “befriedigt” oder in irgendeiner Weise beschenkt? Also, was ihr unter einer Liebestat und einem Gedanken der Liebe versteht, das wûrde mich sehr interessieren.
                    Dann schreibst du noch: “Wenn Gott nichts von uns erwartet, dann gibt es keine Schulden.”
                    Wo und wer ist Gott und welche Beweggründe führen dich zu dem Gedanken, dass er nichts von uns erwartet? Meine Weltsicht ist eher so, dass ich davon ausgehe, dass es eine Bedeutung hat, dass ich in dieses Leben getreten bin und in diesem auch wirksam werden will und weiter wachsen und lernen, z.B. die Liebesfähigkeit entwickeln. Und dass ich diese über eine sinngebende Aufgabe ausgestalten kann. Wie denkst du darüber?

                    Und zu deinen Gedanken, Jens: Ich kann mir gut vorstellen, wie du schreibst, dass Steiner hier auf eine Liebe hinweisen will, die ganz frei von Egoismus ist. Und wie so eine Liebe sich zeigt, da muss ich erstmal Bilder und Taten finden. In den Evangelien finden sich immer wieder Beispiele dieser Liebe. Sie ist glaube ich nicht leicht in Worte zu fassen. Und dass es eben auch einen Egoismus im sprituellen Streben gibt. Dass Steiner differenziert so schwierige Themenbereiche beschreibt und die Worte dafür findet, das schätze ich persönlich sehr.
                    Was ist eine Liebestat? Das würde ich gern weiterbewegen. Und es bleibt auch immer noch die Frage offen, warum es denn so wenig Liebe auf der Welt gibt?

                    Liebe Grüße, Maria

                  • #8246
                    Stefan
                    Teilnehmer

                      Liebe Maria, lieber Jens,

                      die Frage, wie man eine Liebestat als solche erkennen kann, ist natürlich sehr wesentlich bei diesem Thema.
                      Und ein anderer kann es nicht unbedingt erkennen, weil er die Beweggründe des Handelnden nicht wirklich wissen kann, ausser er/sie spürt es in seinem/ihrem Herzen, da gleiche/ähnliche Energieschwingungen in Resonanz miteinander gehen.
                      Insofern spüren wir dies eben auch selber und wissen im Grunde genau, ob wir etwas absichtslos bzw. aus der Freude zum Anderen tun oder aus Berechnung, damit wir möglicherweise einen Vorteil daraus erzielen können, was Manipulation bedeutet.

                      In den Satz von Steiner:

                      “Die Liebe ist für die Welt dasjenige, was die Sonne für das äußere Leben ist. Es würden keine Seelen mehr gedeihen können, wenn die Liebe weg wäre von der Welt. Die Liebe ist die moralische Sonne der Welt.”

                      kann ich voll miteinstimmen.

                      Ohne Liebe kann nichts leben oder gedeihen, denn sie ist ja die Universalkraft des Lebens selbst.
                      Im Grunde würde ich sagen, es existiert ja gar nichts anderes, denn wenn ich davon ausgehe, dass “GOTT” (oder wie man auch immer diese allumfassende und alles durchdringende Kraft nennen möchte) “Liebe” ist, wo soll dann noch etwas anderes sein?

                      Die Frage, warum dann in der Welt überhaupt so viel Unfriede, Schmerz, Krnakheit und Krieg sein kann, wenn es doch nur “Liebe” gibt, ist ganz einfach zu beantworten – weil so viele Menschen daran glauben, dass es auch “Nicht-Liebe” geben kann (freier Wille, wir sind freie Geistwesen).
                      Mit diesem Gedanken, der ja “nur” in unserem Denken existiert, lösen wir Verhältnisse aus, die uns aufzeigen, an was wir da glauben.
                      Es ist wie in einer Art “Sandbox” am PC, es läuft ein Programm ab, welches mit dem eigentlichen System des PC gar nichts zu tun hat, also getrennt von ihm arbeitet, um mögliche Schäden am System zu vermeiden, ist also eine Art Test- oder Probe-Raum für Programme, die man nicht kennt und nicht weiß, was sie verursachen können.
                      In etwa so können wir uns das vorstellen.
                      Es ist eine Scheinwelt, die natürlicherweise gar nicht existiert, die wir aber mittels unserer Gedankenkraft erschaffen können.

                      Und darum bin ich auch der Ansicht, dass wir die Liebe nicht erst erlernen, sondern uns “nur” an sie erinnern brauchen, denn sie ist der natürliche Zustand von uns selbst, ja eben von allem.
                      D.h., wir leben immerzu in der Fülle (und sind uns dessen einfach nicht bewusst), was bedeutet, es ist keine Angst (= Mangelbewusstsein durch Trennungsgedanken) vorhanden, und wir haben einen freien Willen, d.h. wir haben immer die Wahl zwischen “Liebe” oder “Nicht-Liebe” (Freiheit sehe ich als Grundlage von Liebe).
                      Insofern “muss” hier nach meiner Ansicht niemand etwas, das würde ja dem Grundprinzip der Liebe selbst widersprechen.
                      Wir haben jedoch die freie Wahl, sie zu leben – den Unterschied werden wir deutlich wahrnehmen, denn somit wird sich Freude, (scheinbar grundloses) Glück, Ausgeglichenheit, Gelassenheit, Friede, also diese göttliche Fülle immer mehr in unser Leben und unserem Umfeld einstellen, auf allen Ebenen.

                      Die Natur kann nur “lieben”, sie folgt unabdingbar diesen Gesetzmäßigkeiten – warum?
                      Damit eine feste Grundlage für andere Lebewesen geschaffen werden kann, die ja von irgendetwas leben müssen.
                      Gäbe es dort einen freien Willen, wäre möglicherweise die Grundlage irgendwann weg.
                      Aber bereits Tiere haben eine Entscheidungmöglichkeit – und wir Menschen um so mehr.
                      Damit wächst aber auch die Verantwortung für uns selbst wie auch für die gesamte Schöpfung.
                      Das Ergebnis können wir auf Erden erkennen – es zeigt an, in welchem Maße wir zur Liebe fähig sind.
                      Insofern geht der Weg einer Veränderung in der Welt immer über uns selbst, eben über unsere Liebesfähigkeit.

                      Herzliche Grüße

                      Stefan

                      P.S.: Noch eine Frage an Maria – vor etwa zwei Jahren habe ich eine kleine Schrift (20 Seiten) “Über die Liebe” verfasst – auf Wunsch könnte ich diese hier einstellen…?

                    • #8248
                      Maria
                      Administrator

                        Lieber Stefan,

                        deine Schrift “Über die Liebe” kannst du gern hier veröffentlichen. Mich und mögliche andere Leser interessiert das schon, wenn du dich auf so intensive Weise mit einem Thema befasst. Genau das ist ja auch der Sinn des Forums, dass wir Gedanken von anderen kennenlernen und über sie nachdenken.

                        Zu deiner Ausführung im letzten Beitrag noch eine Anmerkung: Du schreibst in dem Sinne, dass wir die Scheinwelt der Nicht-Liebe durch Gedanken erschaffen. Da bin ich mir nicht ganz sicher. Könnte es nicht auch sein, dass wir diese gesamten Ausdrucksweisen der Nicht-Liebe eben deshalb zulassen, weil sie aus unserem Organischen und Triebhaften, Gemütswallungen, Begehren etc. – was ja auch zum Leben gehört – aufsteigen und wir diesen Impulsen keine Richtung geben? Sogar denkend, überblickend, objektiv betrachtend? Dass wir diese anders führen könnten, wenn wir es in solch einem Moment schaffen, z.B. in einer starken Emotion oder aufwallenden Aggression, einen Schritt zurückzutreten und uns, geleitet aus einem Gedanken, nicht verleiten lassen, den Zorn oder was immer auch, auszuleben. Das ist meine Überlegung. U.a. führt mich auch das Lesen in Werken von Dostojewski zu so einer Überlegung, denn er beschreibt in faszinierendem Maße alle Regungen des Menschseins, man könnte sagen, “astrale Wogen”, alle Begehrlichkeiten, allen Zorn und alle Leidenschaft und dann wieder das Ringen um ein aufrichtiges und wahres, edleres Leben. Ich finde, er hat darin eine Meisterschaft entwickelt. Soweit erstmal, mit herzlichem Gruß, Maria

                      • #8313
                        Stefan
                        Teilnehmer

                          Liebe Maria,

                          interessante und durchaus berechtigte Gedanken, die du da anführst!

                          Also, so wie ich das erfasse, ist es so, dass dieses Triebhafte oder auch ein Begehren oder eine starke Emotion wie Ärger oder Wut nur dann auftreten, wenn wir irgendwo Trennungsgedanken in uns tragen.
                          D.h. wir glauben z.B., dass uns nur dies und jenes wirklich erfüllen kann und dann entwickeln wir ein Begehren diesbezüglich.
                          Oder wir glauben, dass wir unseren Trieben willenlos ausgeliefert seien oder sehen sie als völlig natürlich an oder können unseren Wunsch nach Intimität und Sexualität nicht ausleben etc., dann werden wir triebhaft sein.
                          Je mehr wir aber “durchgeistigt” werden, also den Geist der absichtslosen und bedingungslosen Liebe in uns tragen, desto mehr werden wir die Wahrheit für uns erkennen, d.h. die Zusammenhänge des Lebens.
                          Und die Wahrheit wird uns frei machen – und damit landen wir automatisch in der Fülle des Lebens.
                          Und wer in der Fülle lebt, der weilt in Frieden, da gibt es diese Art von Regungen nicht.
                          Das ist meine Erfahrung.
                          D.h. jetzt nicht, dass ich dies in jedem Augenblick verwirklichen könnte, aber ich strebe auf dieses, möglicherweise ideelle Ziel immer mehr hin und beobachte eben diese Entwicklung bei mir selber.

                          Ein kleines Beispiel dazu.
                          Es gab eine Zeit, da war ich ziemlich triebhaft und wollte oft schnellstmöglich mit einer Frau ins Bett (-> Trennungsgedanken von w/m).
                          Dann schickte mir das Leben eine Frau ins Haus (sie brauchte eine Bleibe und ich hatte Platz), die partout nicht mit mir geschlechtlich intim werden wollte, obwohl wir uns sehr mochten, geistig tief austauschten, uns gegenseitig massierten und sogar ab und zu nackt miteinander im Bett kuschelten.
                          Es war für mich zum haareausraufen, aber sie blieb standhaft, da ich angeblich nicht ihr Seelenpartner war und sie nur mit diesem intim werden wollte.
                          Hm, also was tun?
                          Irgendwie wollte ja meine sexuelle Energie zu ihr fließen…aber wie?
                          Sie spürte meine Not und half mir, indem sie mir einige Möglichkeiten aufzeigte, z.B. kemmte ich ihr lange liebevoll und mit Hingabe ihre Haare oder ich massierte sie oder nahm sie einfach in meine Arme, kochte für sie, seifte sie in der Dusche ein, wusch ihr die Haare etc.
                          Mit der Zeit spürte ich eine Wandlung meines Wollens und Empfindens für sie, meine Achtung vor ihr wuchs genauso wie meine Demut vor der weiblichen Kraft und Energie generell.
                          Ich begriff, was im Grunde hinter dem sexuellen Trieb stand: der tiefe Wunsch nach Vereinigung (von weiblich und männlich), gerade auch in mir selber, die Sehnsucht nach dem Glücksempinden, welches im Ausgleich und der Erlangung von Harmonie zu finden ist, letztlich nach Frieden in mir…
                          Als ich dies erkannte, änderte sich mein Umgang und mein Empfinden für die Frau/das Weibliche grundlegend – und das Triebhafte verschwand immer mehr.
                          An dessen Stelle trat die Liebe: die Achtung meines weiblichen Teils/des Weiblichen, das Bewusstsein von einem Ausgleich zwischen weiblich und männlich, die Erkenntnis, dass Leben sich nur dann gesund und erfüllend (in mir) entwickeln kann, wenn beide Kräfte grundsätzlich als gleichwertig betrachtet werden etc.

                          Wie bei allen Erscheinungen unseres Wollens, gilt es auch gerade hierbei genau hinzusehen, was das eigentliche, ursprüngliche Bedürfnis ist?
                          Und je mehr wir an dessen Wurzeln ansetzen, desto grundlegender wird die Wandlung in unserem Empfinden und Handeln werden.
                          Es nützt nichts, zu sagen oder oberflächlich zu wollen, dass ich dies oder jenes nicht mehr tun möchte, das wird nicht funktionieren, die Kräfte werden sich andere Kanäle suchen, wenn wir uns etwas selbst verbieten, denn die Energie möchte immerzu fließen.
                          Wir müssen die Ursache finden und dort ansetzen, dann ändert sich unser Verhalten automatisch.
                          Ganz nach dem Motto: “Möchtest du einen Menschen dazu bringen, ein Boot zu bauen, wecke ihn ihm die Sehnsucht nach dem Meer…
                          Genauso könnte man sagen: “Möchtest du deine Unzufriedenheit beseitigen, wecke in dir die Sehnsucht nach der Liebe…”

                          Es kommt ja immer darauf an, was wir möchten – wenn wir zornig, aufbrausend, ungerecht, emotional etc. sein wollen, können wir das natürlich, es steht uns frei, jedoch werden wir mit den Folgen leben müssen (-> Saat und Ernte).
                          Wenn wir das jedoch nicht möchten, weil wir spüren, dass uns das nicht gut tut, dann gibt es eben Alternativen.

                          Lichte Grüße
                          Stefan

                          P.S.: Bezüglich Einstellen meiner Gedanken über die Liebe – hier der Link dazu:
                          Über die Liebe

                        • #8339
                          Maria
                          Administrator

                            Lieber Stefan,
                            nun will ich eine erste Rückmeldung geben zu deinen Gedanken und deinem Schreiben “Über die Liebe”. Gefreut hat mich, dass du gleich mit dem “Hohelied der Liebe” aus den Paulusbriefen beginnst. Das sind sicher tiefe Meditationsworte “…. hättest du aber die Liebe nicht, dann wäre es nichts.” Auch sonst viele wertvolle Gedanken, ich muss das aber noch detaillierter ansehen.
                            Eine kritische Anmerkung meinerseits: Den Kurs in Wundern, den du auch erwähnst, sehe ich aus drei Gründen kritisch. Einmal – wir hatten eine ähnliche Diskussion schon einmal – weil Helen Schucmann ein Medium ist und ich doch immer gern wissen möchte, woher so eine Botschaft kommt. Medien sprechen nicht immer unbedingt aus, was wahr oder erkenntnisfôrdernd ist. Ich habe nun ein paar Aspekte zu diesem Kurs nachgelesen und ich kann z. B. nichts damit anfangen, wenn ich mir den Gedanken vorhalten soll “Meine Gedanken sind nichts” oder “Dieser Tisch bedeutet nichts.” Also, der Punkt mit dem Medium, das durchlässig ist für Botschaften, aber man weiss nicht von wem. Dann solche Worte oder solche Übungsaufforderungen, die ich nicht für logisch und stimmig halte und der dritte Aspekt, der mich diesem Übungsansatz nicht so positiv gegenüber stimmt ist der, dass die Personen, denen ich begegnet bin und die sagten,sie folgten dem Kurs in Wundern, meist sich für überlegen hielten und sich dementsprechend verhielten. Wohin führt es Menschen, wenn sie sich Tag für Tag in solche Wortformeln hineingeben? Also, der Kurs in Wundern ist einfach nicht mein Fall und mein Ansatz.
                            Gerade die Gedanken interessieren mich ja sehr. Im Hohelied leben Gedanken der Erkenntnis und Liebe. Und jeder Gedanke, den ein Mensch denkt, bedeutet etwas. Eine andere Frage ist natürlich, inwieweit sich in unser Denken oft Wünsche und Begehrlichkeiten oder Zwänge hineinmischen und ich somit den Gedanken nicht in seiner Freiheit lasse. Auch kein leichtes Thema.
                            Jedenfalls finde ich es beachtlich, wie intensiv du dir Gedanken zu dem Thema der Liebe gemacht hast und auch Unterscheidungen zu den verschiedenen Formen der Liebe getroffen hast. Ich schreibe dir sicher nochmal dazu.

                            Liebe Grüsse, Maria

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